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Geralds 24 Stunden Laufdebüt

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24h Benefizlauf in Wörschach, 17. - 18. Juli 2004
Worte und Bilder von Paul Richter

  Wörschach ist das Kitzbühl des Ultralaufsports. Als Gerald im Jahr 2003 erstmals Ultralaufsportluft schnupperte, war der Weg nach Wörschach bald vorgezeichnet.
Der 24h Lauf in Wörschach zieht jährlich 150 - 200 EinzelstarterInnen und mehrere hundert StaffelläuferInnen an den Start. Es gilt eine ca. 2,3 km lange Runde, die durch den Ort führt, so oft wie möglich zu durchlaufen. Dabei verwandelt sich der ganze Ort in ein riesiges Zeltlager. Der entlang der Strecke stattfindende Rummel findet im Startbereich seinen Höhepunkt! Eine Musikanlage jagt die Andere, ein DJ jagt den Anderen, ein Läufer jagt den Anderen, ein Bier jagt das Nächste,....

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Pardyyyyy!

Jedenfalls tummeln sich entlang der Strecke insgesamt mehrere 1000 Leute und es ist schlicht weg die Hölle los. Für die Einzelstarter ist der Rummel möglicherweise eine jener Quellen, die die Kraft für diese sportlichen Höchstleistungen geben.

Gerald hatte sich sehr Gewissenhaft auf diese Veranstaltung vorbereitet. Neben unzähligen Trainingslaufkilometer hatte er heuer unter anderem bereits den Welschlauf (Marathon mit ca. 1400Hm), den Via Sacra Lauf (112km Mödling-Mariazell) und den 6h Lauf in Mank (76km) erfolgreich bestritten. Die Herausforderung 24h zu laufen waren selbst für Gerald groß und beinahe unvorstellbar, denn etwas mehr als 11 Stunden war bisher sein Maximum.

Der Lauf wurde um 14h gestartet. Gerald begann mit dem geplanten Tempo von 6 min pro Kilometer. So mancher Jogger käme bei diesem Tempo ordentlich ins Schwitzen, für Gerald lag dies allerdings niedriger als sein Long Jogg Tempo. Die ersten Stunden verflogen im Nuh und bis zum Einbruch der Dunkelheit war die Stimmung im ganzen Feld ausgezeichnet.

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Links: nach 7h ist's leicht lachen!     Rechts: Nach 13h noch ein lächeln.....

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Schluss mit lustig? Sicher nicht, nur volle Konzentration!

Daran hatte sicher auch das Wetter seinen Anteil, denn es gab Sonne und war bis auf ein paar nicht nennenswerte Regentropfen trocken geblieben. Vom anfänglich 10. Platz in der Gesamtwertung arbeitete sich Gerald Platz für Platz nach vor. Nach 10 Stunden hatte er bereits mehr als 100km abgespult, war also inkl. aller (Mini)Pausen voll auf Marschroute unterwegs.
Zur Aufmunterung der Sportler ließen die Veranstalter auch 2 Gogo Girls auftanzen und sorgten für Stimmung weit in den Morgen hinein. Geralds Betreuerstab setzte sich personell aus seiner Freundin Karin, Andreas, keinname und mir zusammen. Logistisch wurde er von seinen Lauffreunden aus Königstetten supportet. Dabei stand ihm und uns doch deren gesamte Zelt- und Wohnwageninfrastruktur samt Profimasseur und "Chirurg" zur Verfügung.

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Links: Raini; Rechts: Teammasseur bei der Arbeit, Staffelläufer beim Chillen

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Links: keinname mit Morgensonne!   Rechts: Karin und keinname mit Morgensonne

keinname und ich zogen mit Starterliste bewaffnet unsere Runden und feuerten alle Einzelstarter mit ihren Vornamen an. Wir hatten uns übrigens entschlossen, kein Auge zu zutun, so lange Gerald am Laufen ist. Alles andere hätten wir als moralisch nicht vertretbar angesehen.
Selbst in der Nacht konnte Gerald ein gutes Tempo weiterlaufen, obwohl gerade die Zeit bis zum Sonnenaufgang besonders hart an der Moral der Sportler nagte. Um 5:45h, also nach beinah 16 Stunden hatte Gerald bereits 149km am Konto. Die Sonne war inzwischen aufgegangen. Irgendwie hatte ich zu diesem Zeitpunkt das Gefühl, jetzt beginnt das Rennen erst wirklich. Gerald klagte über Kreuzschmerzen und die Strapazen waren ihm schon anzusehen. Außerdem hing ihm das Power-Gel, von dem er sich die letzten 18 Stunden ernährte, schon beim Hals raus. Das kann ich nur allzugut aus eigener Erfahrung nachvollziehen, aber du musst das Zeug schlucken, sonst ist der Ofen aus. Feste Nahrung wollte Gerald vorerst nicht, da hätte er eine längere Pause einlegen müssen.
Inzwischen brannte die Sonne schon kräftig herunter und statt langärmligen Jacken trugen die Läufer jetzt meist  wieder trägerlose Leibchen. Mit dem neuen Tageslicht kamen aber auch die Spuren der nächtlichen Feierlichkeiten am Rande der Strecke zu Tage. Nebst vielem Leergut wurde die eine oder anderen Alkoholleiche gesichtet.

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Lauter Leichen....

Die Gesichter wirkten immer gequälter, es gab nur noch einige wenige SportlerInnen die einen frischen Eindruck machten. Manche Läufer waren nun gehender Weise unterwegs, aber Hauptsache Sie waren in Bewegung. Um 8:45h hatte Gerald schon unglaubliche 171 gelaufene Kilometer gesammelt und war am guten 5. Gesamtrang, bzw. 1. Stelle in seiner Altersklasse platziert. Allerdings musste auch er vom Laufen zum Gehen wechseln. Er sagte, dass er derartig leer sei und so etwas noch nie erlebt hätte. Weiters hatten sich seine Beschwerden verstärkt (Lende, Po, Knie). Nach fast 4 Runden gehen, entschloss sich Gerald zu einer Pause. Ich versuchten ihm weichgekochte Kartoffel als Ernährungsalternative schmackhaft zu machen. Als keinname und ich mit einer Ladung Kartoffel und Suppe ins Betreuerzelt zurückkehrten lag Gerald am Massagetisch und der Anblick seiner Zehen verhieß nichts Gutes. Die jeweils mittlere Zehe war schwerst Blutunterlaufen und eine große Zehe ebenfalls schwer Behandlungsbedürftig. (Erinnerungen an Rechnitz 2003 wurden wach!) Helmut (?), der Masseur, wurde somit zum Chirurgen und behandelte Geralds Zehen äußerst professionell. Allerdings war an ein Weiterlaufen nicht mehr zu denken und Gerald begab sich nach fast 1stündiger Behandlung mit der Portion Kartoffeln in Chill-Out Position.

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Kartoffelmahlzeit

Sein selbstgestecktes Ziel hat er damit verfehlt, gab sich aber angesichts der erlebten Erfahrung mit seiner Leistung zurecht zufrieden. 174km bei der ersten Teilnahme an einem 24h Lauf sind jedenfalls gewaltig.
Da Gerald ja nicht mehr am Laufen war, gönnte ich mir nun 1 Stunde Schlaf (Autofahrt Wörschach - Wien - Drosendorf stand mir noch bevor) weshalb ich den Besuch vom IRONDOC, Geralds Long Jogg Laufpartner, und den "Fritzies" leider verpennte.
Ab 12h Mittags zogen keinname und ich wieder eine Runde und feuerten die LäuferInnen für die letzten 2 Stunden nochmals kräftig an. Je näher das Ende nahte, desto mehr Stimmung kam auf.

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Und am Schluss war der Bär war los...

Am Streckenrand ging's wieder rund und die letzten 30min waren derartig berührend, dass ich froh war, eine dunkle Sonnenbrille getragen zu haben.

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Links: Die Welle für die Läufer   Rechts: Bongotrommler auf steirisch

Mein Resümee: Es war für mich als Betreuer und Zuschauer einfach überwältigend was Gerald geleistet hat und von allen anderen SporterInnen geleistet wurde. Ebenso muss der Veranstaltung ein Lob ausgestellt werden. Auch wenn im Drumherum einige etwas übermütigen gefeiert haben, ist diese Kombination aus Sport- und Volksfest ein echtes Highlight in der Laufsportszene.
Wir dürfen gespannt sein, ob Gerald die Herausforderung 24h-Lauf ein zweites Mal in Angriff nehmen wird!

Ich möchte nicht unerwähnt lassen, dass der ÖAV Laufclub Königstetten, Geralds Logistik-Support, mit Rainhard Koranda als Einzelstarter und je einer Damen- und Herren 4er Staffel am Start waren und ebenfalls sportliche Höchstleistungen erbrachten. Auch euch gebührt hoher Respekt und lustig wars obendrein.

Benefiz:

Der Erlös der Veranstaltung kommt jährlich einer Sache zugute, die auf Hilfe von Außen angewiesen sind. Dazu sind die Sportler aufgerufen, Firmen und Institutionen zu finden die entweder eine Pauschale Spende leisten oder pro gelaufenem Kilometer einen Betrag entrichten.
Gerald konnte durch die Unterstützung von einem Sportartikelhändler und einem Unternehmen der Antriebstechnik 260 Euro als Spende einbringen.


Ergebnis:

Ges Rang Name Kilometer Verein Klassen Rg.
1. Ewald Eder 255,6970   TRI RUN LINZ 1.
2. Sakurai Nakame 244,1685   Japan 1.
3. Gastone Barichello 221,6365   Italien 2.
14. Rainhard Koranda 185,8960   ÖAV LC Königstetten 3.
23. Gerald Fabianek 174,2775   FREE EAGLE powered by pdrive.at 5.

Alle Ergebnisse: www.pentek-timing.at
Veranstalterseite: www.24stundenlauf.at


Paul Richter

www.free-eagle.at
18.7.2004

I'm a Free Eagle! Born to have fun!

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(c) Paul Richter, FREE EAGLE Fun Racing Team, 1999 - 2004.
paul @ free-eagle.at
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