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Toskanatour 2004 20.-31. März
Thomas Gössls
Report zum gemeinsamen Kosmopiloten & Free Eagle Radtrainingslager

Toskana Bildergalerie

Tag 0

Tag 1

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Tag 9

Tag 10

Tag11

Tag 0 – Die Anreise

Für unser heuriges Trainingslager in der Toskana folgten wir der Empfehlung von Bernhard und übernachteten in dem Quartier in Scarlino, in dem er voriges Jahr gewohnt hatte. Eine weise Entscheidung, schließlich war es dort sehr gemütlich inkl. Billardtisch und sehr billig. Allerdings war es drinnen ein bisschen kalt (der Kamin spielte uns so manchen Streich), und es lag 120 m höher als die Umgebung, was jeden Tag eine abschließende Bergwertung zur Folge hatte.
Das „Projekt 1000“ - jeder von uns sollte in der Toskana 1000 km zurücklegen – wurde ins Leben gerufen.

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Im Hintergrund Scarlino, im Vordergrund das Verfolgerfeld mit Erich, Michi, keinname & Tom.
Hannes und Paul hatten sich wieder einmal abgesetzt....

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Tag 1 – Die Flachetappe

Paul war – wie in weiterer Folge immer – der Letzte, der abfahrbereit war. Bei ca. 17 °C fuhren wir zum Meer (Punta Ala), nach Castiglione, ein bisschen im Flachen in der Gegend herum und dann nach Hause zurück. Die meistgehörten Sätze des Tages: „Nicht so schnell!“ „Ich fahre im Grundlagenausdauerbereich!“ und dergleichen.
Das absolute Highlight folgte dann am Abend: Die Vermieterin, die übrigens sehr nett war, sagte Paul, Hannes, Barbara und Eva, dass wir (keinname, Michi, Erich und ich) so gut organisiert seien (weiß nicht, wie sie darauf kam, obwohl es natürlich stimmte), und fragte sie, OB WIR DEREN KINDER SEIEN!!!!!!! Ich traue Paul ja viel zu, aber im Alter von 7 Jahren Vater zu werden, wäre sogar für ihn ziemlich unmöglich gewesen.
Der absolute Tiefpunkt folgte nicht viel später: Nach dem Abendessen (wie am Vortag Spaghetti) spielten wir Siedler von Catan: Michi 10 Punkte, Erich 7 Punkte, Thommy 4 Punkte. Ein Debakel!
Eckdaten:
Abfahrt: 10:14
Strecke: 120,41 km
Nettozeit: 5:00:06
Durchschnitt: 24,0
Höhenmeter: 765 m
f Ankunft: 15:46

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Tag 2 – Das Tempo

Von mir prognostiziert waren für die geplante Tour an die 140 km, tatsächlich waren es ... siehe unten. Bereits nach ca. 2 km kam Paul drauf, dass er keine Trinkflaschen mithatte. Das Problem war, dass wir bereits 120 Hm runtergefahren waren. Eine kurze Beratung ergab: Michi gibt Paul eine seiner Wasserflaschen. Schön, wenn man Domestiken hat! Es ging nach Tatti, also 7 km lang bergauf, und dann auf der „Hochebene“ wellig weiter. Der Tag stand so wie auch Tag 1 unter dem Motto: „Wir suchen ein gemeinsames Tempo, finden es aber nicht.“ Ab Roccastrada ging es 450 m auf ca. 10 km bergab – eine der schönsten Abfahrten, die ich jemals gefahren bin. Sehr kurvig, aber nicht so eng. In Sticciano Scalo schrieb ich eine Bergwertung aus: Der Sieger zahlt allen Teilnehmern eine Runde. (Hannes war übrigens nicht dabei, weil seine Frau Geburtstag hatte.) Ich hoffte auf die Verschnorrtheit meiner Mitstreiter, hatte die Rechnung allerdings ohne die Wirte gemacht. Statt des erhofften Sieges wurde ich Letzter. Gewonnen hat Erich, der hierauf Suderverbot erhielt (er darf in den nächsten beiden Wochen kein langsameres Tempo mehr einfordern), vor Paul, Michi und keinname. Oben erzählten sie mir, dass sie abgestimmt hätten, dass der Letzte zahlen muss. Und Erich erzählte, dass er nur im Urlaub Bücher (diesmal Orwells 1984) liest. Ich musste meine Gefährten daher über drei Irrtümer aufklären:
Wir sind auf keinem Grundlagenausdauertraingingslager.
Wir sind keine Demokratie, sondern eine Diktatur, in der nur ich die Regeln festlege. Dissidenten müssen die schlimmsten Sanktionen befürchten.
Das ist kein Urlaub.
Heim ging es über Giuncarico, wo wir die Aussicht genossen. Die Abfahrt war diesmal wieder schön, aber es gab einige enge Linkskurven. Es entwickelte sich daraufhin ein Dialog über die Übersichtlichkeit von Kurven und was man im Falle von Gegenverkehr oder über die Straße liegender Bäume auf der linken Seite machen könnte, wenn man eine Kurve durchgehend auf der linken Straßenseite fährt. Naja, wir werden aus Erich schon noch einen Abfahrer machen
Eckdaten:
Abfahrt: 10:14
Strecke: 110,52 km
Nettozeit: 5:00:09
Durchschnitt: 22,0
Höhenmeter: 1428 m
Ankunft: 16:25

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Tag 3 – Der Kühlschrank

Schon der Wochenwetterbericht hatte für diesen Dienstag Schlechtwetter angesagt, und eine Wetterkarte (gesprochenen Text nicht verstanden, da italienisch) bestätigte diese Befürchtung. In der Nacht waren schwere Niederschläge niedergegangen. Wir fragten um ca. 9 Uhr die Vermieterin, wie das Wetter werden würde. „Entweder Regen oder Sonne!“ Aha. Da das Wetter erfahrungsgemäß Richtung Meer immer besser war, und es am Morgen wirklich schön – wenn auch kalt – war, trafen wir uns knapp vor 10 draußen. Als alles zugesperrt war, fragte ich einmal: „Hot iagndwea mei Radl mid?“ Nein, niemand hatte. Nochmals aufgesperrt, Rad raus, zugesperrt. „Wollen wir auch eine Karte mitnehmen?“ Wir wollten, die gleiche Antwort wie gestern auf die gleiche Frage. Also nochmals aufgesperrt, ... Trotzdem starteten wir schon um 9:57 angezogen wie die Nordpolfahrer in unser Abenteuer, die erste Königsetappe mit prognostizierten 140 km und fast 2000 Hm.
Bereits am ersten Abstieg musste ich Unterleiberl und Ärmlinge ausziehen und fuhr mit der Sommermontur weiter. Michi hatte nach ca. 35 km den ersten Hungerast, was nach dem üppigen Frühstück schon ziemlich sensationell war. Es ging dann bis 667 Hm hinauf, wodurch die Windjacke gefragt war. Umso mehr, als wenig später heftiger, aber zum Glück kurzer Regen einsetzte. Die Temperatur wurde niedriger (bis 7 °C), das Tempo merklich höher, Grundlagenausdauer und kalte Zehen vertragen sich nicht so gut. Die Zeit und die km vergingen erstaunlich schnell, und so erreichten wir bald Sassetta, den Start der Zeitfahrstrecke. Was jetzt folgte, war eine Demonstration von Kurventechnik, Selbstüberwindung und Oberschenkel durch Michi und keinname, die das 13-km-Bergabrennen in dieser Reihenfolge für sich entschieden. Dahinter folgten Paul, mit Abstand Hannes und ich und wieder mit Abstand Erich, der aber entgegen seiner Ankündigung erstaunlich lang dagegen hielt und zeitweise auf Platz vier lag.
Es folgte der erste Besuch im Kaffehaus, wodurch wir wieder von den Regenwolken eingeholt wurden. Bei zeitweisem Nieselregen, leichtem Hagel aber wenigstens Rückenwind brachten wir auch die letzten 30 km mit Anstand über die Runden. Michi hatte erstaunliche 14 Müesliriegel, einige Bananen und zwei Käsebrote zu sich genommen!
Eckdaten:
Abfahrt: 9:57
Strecke: 133,86 km
Nettozeit: 5:52:20
Durchschnitt: 22,7
Höhenmeter: 1645 m
Ankunft: 17:03

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Tag 4 – Der Ruhetag

Es regnet die ganze Zeit, der Ruhetag ist also ideal angesetzt.

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Barbara, Michi (verdeckt), keinname, Tom, Erich, Eva, Hannes (v.l.n.r)

Tag 5 – Das Steckerl

Heute war Michi der Tourenplaner, was sich für die Sprinter fatal auswirkte. Erik Zabel hätte nicht dabei sein dürfen, Richard Virenque schon eher. Das Höhenprofil glich einer Berg- und Talfahrt. Nach jeder Bergankunft ging es wieder in die Ebene runter. Die Gipfel waren in dieser Reihenfolge: Scarlino-Burg (270 Hm), Gavorrano (340 Hm), Ravi (220 Hm), Giuncarico (225 Hm), Vetulonia (360 Hm), Buriano (250 Hm), Tirli (450 Hm) und zum Abschluss zu unserer Unterkunft (175 Hm). Obwohl wir alle trotz des Ruhetages die Strapazen der verganenen Tage spürten und obwohl die Tour alles andere als leicht war, ging es allen erstaunlich gut und wurde eigentlich jeder Berg als Bergwertung gefahren, wobei aber nicht immer alle mitfuhren. Bereits nach 25 km, also nach zwei Bergen, riss Pauls vorderes Schaltseil. Er suchte sich ein geeignetes Steckerl zum Einklemmen, somit hatte er vorne zwei Gänge zur Verfügung, klein (ohne Steckerl) für bergauf, mittel (mit Steckerl) für den Rest. Trotzdem hielt er bergab und auf der Geraden sehr gut mit. Bergauf war er sowieso ausgezeichnet unterwegs. Ein Grund dafür war: Er hatte sämtliche Vorsätze über Bord geworfen und ließ seine Zielpulsbereiche Zielpulsbereiche sein und fuhr einfach auf Sieg. Recht so! Gegen Ende der Runde konnte er sein Rad in Follonica reparieren lassen, somit stand der folgenden herrlichen Elbarundfahrt nichts im Weg
Eckdaten:
Abfahrt: 10:11
Strecke: 115,21 km
Nettozeit: 5:58:22
Durchschnitt: 19,2
Höhenmeter: 2124 m
Ankunft: 18:11

 

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Tag 6 – Der Schnee

Ankunft in Piombino war um 8:15, kurz darauf standen wir in der Kassenhalle der Fähr-Linien. Leider streikte diejenige (Generalstreik in Italien gegen Berlusconi), die in 15 Minuten ablegen sollte, weswegen wir eine halbe Stunde in der Kälte warten mussten. Dadurch war klar, dass sich die ganze geplante Runde nicht ausgehen würde, außer wenn wir wirklich schnell fahren würden oder erst bei Dunkelheit zu Hause sein wollten. Das war beides nicht der Fall, das kann ich jetzt schon verraten.
Die Sonne versteckte sich noch hinter den Bergen, und der Wind blies munter durch die Gegend, weswegen ich mir zur Entscheidung, die Windjacke im Auto am Festland zu lassen, herzlich gratulierte. Aber es kam noch besser. Kurz nach der Abfahrt ging es schon auf den Poggio hinauf, ca. 370 Hm. Michi vor mir, keinname, Erich, Hannes und Paul. Oben herrschten einladende feuchtkalte 9 °C. Und noch besser war die Abfahrt: SCHNEE, zum Teil sogar auf der während der ganzen Abfahrt waschelnassen Straße, bis ca. 160 Hm herunter! So etwas hat es wahrscheinlich um diese Jahreszeit schon seit 100 Jahren nicht mehr gegeben. Es war wirklich gut, dass wir am Vortag die Tochter der Vermieterin nach dem Wetter gefragt hatten. Sie (wir nennen sie in Ermangelung des richtigen Namens einfach Giulia) hatte freudestrahlend verkündet, dass es jetzt bis zu unserer Abreise immer sonnig sein würde. Naja. Als wir den Nordteil endlich hinter uns gelassen hatten, kamen wir auch wirklich in die Sonne (=> Sonnenbrand). Jetzt machte es wirklich Spaß. Es ging geschupft dahin, wodurch wir auch einige Höhenmeter zusammen brachten. Es folgte die zweite Bergwertung: Erich, Michi, Hannes, ich, Paul, keinname. Dort oben fuhren auch zwei sagen wir mal Steirer, aber zumindest Österreicher mit dem MTB an uns vorbei, die wir bei der Abfahrt aber locker schnupften. Hannes sorgte noch für ein Highlight: Er stellte das Rad in einer starken Rechtskurve unmittelbar vor mir quer, aber es ist alles gut gegangen. Die Abfahrt war sehr schnell und hatte auch einige interessante Kurven. Paul zeigte meine Linkskurvenschwäche schonungslos auf und überholte mich. Ich fightete zurück, blickte Auge in Scheinwerfer mit einem LKW, schlug einen kleinen Haken, Paul ebenso, und schon war ich vorbei. Unsere Positionen wechselten noch zwei Mal. Vorneweg waren aber keinname, Michi und Hannes, dem sein kleines Missgeschick anscheinend nicht das geringste Kopfzerbrechen bereitete. Der Ortstafelsprint in Porto Azzurro ging verdient an Erich, denn er hatte die ganze Zeit Führungsarbeit geleistet. Das und seine starken Bergaufleistungen lassen nur mehr einen Schluss zu: Er muss bergab schneller werden, obwohl er da auch große Fortschritte gemacht hat. Ende der Lobeshymne. Es ging noch nach Rio nell´Elba und von dort noch 200 Hm über einen Sattel. Den Sattel – die dritte Bergwertung des Tages – holte sich wieder Erich vor Michi, mir, Hannes, keinname und Paul. Von da weg rollten wir nach Portoferraio und auf die Fähre.
Eckdaten:
Abfahrt: 10:19
Strecke: 104,10 km
Nettozeit: 5:09:04
Durchschnitt: 20,2
Höhenmeter: 1699 m
Ankunft: 16:08

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Tag 7 – Das Sightseeing

Michi und keinname fuhren ca. 50 km, Erich kam bei 1984 erheblich weiter. Am Nachmittag fuhren wir dann nach Follonica, wo wir ein bisschen am Strand herumtollten, die schönen Frauen bewunderten und Crepes und Eis aßen. Wieder zu Hause spielten wir simultan ein TT-Turnier und ein Tischfußball-Turnier. Beim TT gewann ich mit 3:0 Siegen, die anderen drei (M, B, E) hatten jeweils mehr Niederlagen als Siege auf ihrem Konto, 1:2. Wie hier das Ranking genau war, weiß ich nicht mehr. Tischfußball gewann Michi dank eines 5:4 gegen mich vor mir. Ebenso gewann er am Abend noch bei SvC.

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Tag 8 – Der Reifenplatzer

Paul war zwar pünktlich, aber doch wieder der Letzte. Die Königsetappe stand auf dem Programm, daher begann ich bei der ersten Auffahrt des Tages nach Tatti gleich mal mit einer beherzten Attacke. Ich hielt die 180-185 Pulsschläge pro Minute wirklich erstaunlich lange durch und hatte mich schon vom letzten Platz an die Spitze geschoben. Doch ca. 2,5 km vor dem Ziel musste ich doch etwas nachlassen, keinname zog sofort davon, und auch Paul überholte mich noch. Aber der dritte Platz war ganz zufrieden stellend. Nach einer kurzen Pinkelpause waren auch die anderen schon da, was bewies, dass die anderen auch volles Rohr gefahren waren. Ich musste für diese Attacke zwar den restlichen Tag büßen (relativ leere Oberschenkel), aber das war es mir wert. Von da an wurde ich bei jeder Bergwertung Letzter, trotzdem fühlte ich mich eigentlich recht gut, die anderen waren einfach besser. Den höchsten Punkt des Tages (und wahrscheinlich der gesamten Woche) erreichten wir knapp nach Montieri. Dort kontrollierten wir auch, ob Paulis (Robl) Bananen-Pickerl noch auf dem Verkehrszeichen klebte. Es war zwar schon sehr ausgebleicht, aber es klebte noch dort. Hannes verewigte sich mit einem Bike-Revue-Aufkleber.
Ich kündigte an: „Für die Leute, die ähnlich kindisch sind, wie ich: Es geht jetzt noch leicht bergauf, und der höchste Punkt, wann immer er auch kommen mag, ist der höchste Punkt der ganzen Woche. Es geht sozusagen um den Toskana-Kaiser.“ Und um herauszufinden, wer wirklich kindisch war, attackierte ich gleich zu Beginn. Paul, Erich und keinname gingen mit und zogen weiter voll durch, als ich schon wieder abgestellt hatte. Paul erreichte die nächste Kreuzung als Erster und bog bergab ab. Ich jedoch, der Godfather of Kindisch-Sein, fuhr ein Stück geradeaus, weil es dort noch leicht bergauf ging. Ich darf mich also Toskana-Kaiser nennen.
Es ging jetzt bergab bis Chiusdino und weiter auf die Hauptstraße nach Siena, die wir bis Rosia befuhren. Dort kehrten wir um und fuhren die 200 Hm, die wir sinnloserweise runtergefahren waren, gleich wieder rauf. Ich schaute kurz zurück, alle hatten überraschenderweise ein wenig Rückstand, also voll durchziehen. Zum zweiten Mal am heutigen Tag verließ ich ein wenig den Grundlagenausdauerpulsbereich und hetzte mit 185 Schlägen pro Minute den Berg hinauf. Es war ein flacher Anstieg, was mir sehr entgegen kam. Paul und Erich kamen etwas näher, also nochmals beschleunigen. Als mir schon etwas schlecht wurde, war ich endlich oben. Auch für diese Attacke büßte ich den restlichen Tag, aber auch diesmal war es mir das wert.
Nach der Pause oben kam ich schlecht weg, weil ich noch die Karte verstauen musste. Ich wollte bergab unbedingt etwas aufholen, erwischte sogar einmal eine Linkskurve gar nicht so schlecht, als ich plötzlich Erich und Paul in einer Kurve stehen und über die Leitplanke klettern sah. Das war kein gutes Zeichen. Hannes, der Pechvogel, hatte in einer Linkskurve einen Reifenplatzer gehabt, war nach einem einigermaßen geglückten Manöver aber nicht auf der Straße zu Sturz gekommen oder frontal in die Leitplanke gerast, sondern kollidierte seitlich und machte einen Überschlag darüber hinweg. Auch als notorischer Nicht-Helmfahrer muss ich eingestehen, dass ihn der Helm anscheinend vor schlimmeren Folgen bewahrt hat, weil Hannes die Wucht des Sturzes zumindest teilweise mit dem Kopf abfangen musste. Er kam mit einer Hüftprellung (oder so etwas Ähnlichem) und einem aufgeschnittenen Handrücken noch relativ glimpflich davon (fuhr aber bereits zwei Wochen später schon wieder eine 200er-Tour. Anm. d. Autors). Beim Rad war die Felge kaputt, also musste er sich von Eva und Barbara abholen lassen, ich bin mir aber nicht sicher, ob er mit den Verletzungen fahren hätte können. Bei der letzten Abfahrt verlor keinname auch noch eine Trinkflasche, die Paul und ich nur um Haaresbreite verfehlten, das waren dann genug Ereignisse für einen Tag.

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Hannes der "Pechvogel mit Glück" an der "Überschlag- und Einschlagstelle".

Als uns Hannes (als Beifahrer) dann mit dem Auto wieder überholte, war er schon wieder guten Mutes und fotografierte uns. Zum Glück war der Fotografier-Finger heil geblieben.

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Kaum 2h nach dem Sturz fotographiert Hannes schon wieder....

keinname und Michi nutzten den Windschatten des Autos für den „besten Ausreißversuch in der Geschichte des Radsports“ (ihre Eigendefinition). Sie waren wirklich schnell weg. Ich fuhr sowieso nur mehr auf dem Zahnfleisch durch die Gegend. Paul und Erich bereiteten sich schon auf den abschließenden Bergsprint nach Scarlino (fast 200 Hm, ca. 2,5 km) vor. In Scarlino überholte Paul auch noch die bummelnden keinname und Michi, wodurch es wieder Diskussionen gab, wo das Ziel sei, bei der Ortstafel oder beim höchsten Punkt? Jeder entschied zu seinen Gunsten, wodurch es keine Entscheidung gab.
In Scarlino war Erich und mir klar, dass wir noch einige Hm brauchten, um über 2000 zu kommen, also fuhren wir noch ein kleines Stück Richtung Burg und dann endlich zu unserem Appartement. Nach dem Duschen ging es gleich wieder nach Scarlino Scalo in die Pizzeria, das Essen war ganz okay, aber leider gab es keine Nachtische mehr. Gemeinheit. Bei der Rückfahrt löste ich leider nicht ganz unbemerkt meinen Gurt, weil ich aus der zweiten Reihe den Bergsprint nach Scarlino gewinnen wollte. keinname fand die Idee nachahmenswert, Michi und Erich „sprinteten“ sowieso jeden Tag. Im selben Auto, versteht sich. Und so kam es, dass an diesem 28.3.2004 wahrscheinlich erstmals in der Geschichte die vier Köpfe der Fahrzeuginsassen die Ziellinie vor dem Lenkrad überquerten. Michi vor keinname, Erich und mir, aber hauchdünn!
Eckdaten:
Abfahrt: 11:01 (Sommerzeit)
Strecke: 152,98 km
Nettozeit: 6:27:59
Durchschnitt: 23,7
Höhenmeter: 2003 m
Ankunft: 18:28

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Tag 9 – Der Wind

Es war zwar nicht besonders warm, aber sonnig. Das und die Tatsache, dass wieder mehr als 150 km auf dem Programm standen, ließ einen ziemlichen Sonnenbrand befürchten. So weit kam es dann zwar nicht, aber wir sind doch alle ein bisschen färbiger geworden. Die ersten 20 km ging es nur gegen den Wind, was etwas an der Moral zehrte, daher waren wir dann sehr froh, als es dann Richtung Süden ging. Da merkten wir dann, dass wir doch noch ganz gut drauf waren. Den Sprint nach Grosseto, den keinname ca. 2 km vorher angezogen hatte, entschied letztendlich Erich für sich. Durch Grosseto war es etwas schwierig, weswegen wir auch ein bisschen im Kreis herum fuhren und die Stadt in die falsche Richtung wieder verließen, doch wir kamen bald wieder auf den richtigen Weg: Scansano, 23 km. Ich begann, die km zu zählen, weil wir Gegenwind hatten, leicht bergauf fuhren und der Asphalt sehr rauh und uneben war. Auf deutsch: Wir schneckten dahin. Als es endlich richtig bergauf ging, kehrte auch die Angriffslust zurück. Michi gewann den Ortstafelsprint in Perselle. Danach waren alle dahin: Paul nach einer Fotografierpause hoffnungslos zurück, die anderen meilenweit vorn. Wir fuhren am Stück 500 Hm hinauf bis zur Ortstafel Scansano, was eine Überraschung war, weil Scansano laut Karte nur auf 400 m liegen sollte. Des Rätsels Lösung: Das Zentrum liegt viel tiefer, und dort fuhren wir natürlich auch fast hin, weil Paul uns ins Gewissen redete: „Jetzt foama bis dohea, und daunn schauts eich nua de Oatstofe au?“ Ehrlich gesagt, zählten für Erich, Michi und mich wegen des „Projekts 1000“ nur die Kilometer, aber bitte. Ab in die Stadt. Die Abfahrt zurück war wirklich schön, wenn auch vielleicht eine Spur zu flach, aber wenigstens einmal mit Rückenwind. Und mirnixdirnix hatten wir auch schon die 100 km erreicht. Nach Hause ging es dann dem Meer entlang, zuerst auf einem Radweg, wo wir leider eine verletzte Inline-Skaterin sahen, dann auf der Straße. In Castiglione gingen Paul und ich knietief ins Meer, eine Premiere beim vierten Toskana-Aufenthalt. Ab jetzt wurde ich leider etwas müde und musste die anderen bei jedem längeren Anstieg ziehen lassen. Hunger kam auch noch dazu, aber es war ja nicht mehr weit.
Am Abend bezahlten wir die Unterkunft und verabschiedeten uns mit einer Party, die die Welt noch nicht gesehen hat (zwei Miniflaschen Sekt), von Barbara, Paul und keinname, die schon am Dienstag heimfahren wollten.
Eckdaten:
Abfahrt: 10:36 (Sommerzeit)
Strecke: 161,01 km
Nettozeit: 6:33:24
Durchschnitt: 24,5
Höhenmeter: 1204 m
Ankunft: 18:34

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Tag 10 – Die Ausrolletappe

8 Uhr, Paul und Konsorten wollten abfahren, von Paul war aber keine Spur. Der kam erst so gegen dreiviertel 9, dann wurde aber nahezu überstürzt aufgebrochen. Ich stand jetzt erst auf, war trotzdem vor der vereinbarten Abfahrt fertig, war aber trotzdem der Letzte. Michi wollte 100 km erreichen, ich brauchte für das Projekt 1000 noch 102 km, Erich noch 112. Michi reklamierte übrigens die Idee für das Projekt 1000 für sich, das möchte ich der Vollständigkeit halber auch erwähnen. Wir begannen wieder einmal gegen den Wind. Bei der Auffahrt nach Tatti (mein Lieblingsberg) begann es dann auch zu nieseln. Beim dritten Versuch war ich auch heuer wieder einmal der Erste in Tatti war. Man muss nur die eine Hälfte der „Gegner“ heimfahren lassen und bei den anderen die Ausrolletappe abwarten. Oben fuhren wir gleich weiter, weil es wirklich kalt (10 °C, von den Daheimgebliebenen hörte man ja noch ganz andere Sachen wie 60 cm Neuschnee und so) und unwirtlich war. Der Regen war nicht stark und nicht durchgehend, aber es regnete halt immer wieder ein bisschen. Bei der ersten Abfahrt des Tages war es aber glücklicherweise trocken. In Roccastrada machten wir kurz Pause. Dort sahen wir in einer Pasticceria auch das erste dunkle Brot seit mehr als einer Woche, kauften uns aber Krapfen. Die Pause war ein Fehler, weil uns der Regen einholte, und das ausgerechnet vor der langen Abfahrt, aber es war egal, weil er nicht allzu stark war und die Straße nicht rutschig war. In der Ebene wurde es dann endlich etwas wärmer, und im Laufe der Zeit erreichten wir auch über 20 °C. Schön langsam freuten wir uns alle aufs Nach-Hause-Kommen, weil jeder irgendeinen schmerzenden Körperteil hatte. Wir fuhren noch nach Giuncarico hinauf und dann direkt bis zur Auffahrt nach Scarlino. Dort fuhr Michi gleich hinauf, mir fehlten noch 5 km und Erich noch 15, die wir in der Ebene abspulten. Erich war sich fast sicher, dass er auf diesen Extrakilometern einen Patschen haben und in einen Regenguss kommen würde, aber nichts davon geschah.
Zu Hause aßen wir dann trotz keinname´ Abwesenheit ein Kilo Spaghetti, das war schon eine ganz tadellose Leistung. Wir bekamen Besuch von der Vermieterin, die wie schon am ersten Tag von Bernhard sprach, der Bursche hat wirklich Eindruck hinterlassen, und von Hannes und Eva. Wir sprechen noch ein bisschen über Hannes´ Sturz, dabei fällt wahrscheinlich das Zitat der Woche: Hannes: „Ich habe den Sturz richtig genossen.“ Nochmals zur Verdeutlichung: Hannes hat bei ca. 60 km/h in einer langen und relativ engen Linkskurve einen Reifenplatzer erlitten, ist seitlich gegen die Leitschiene geprallt, hat einen seitlichen Überschlag über selbige hinweg gemacht (und zwar mit dem Rad noch immer an den Beinen) und ist irgenwie auf dem Kopf gelandet. Dabei hat er Schnitte und Abschürfungen an der Hand und Prellungen an der Hüfte erlitten. Noch dazu ist die Hinterradfelge kaputt. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das auch genossen hätte.
Eckdaten:
Abfahrt: 9:50 (Sommerzeit)
Strecke: 105,34 km
Nettozeit: 4:35:03
Durchschnitt: 22,9
Höhenmeter: 1143 m
Ankunft: 15:04

Gesamt:
Strecke: 1003,43 km
Nettozeit: 44:36:27
Durchschnitt: 22,5
Höhenmeter: 12011 m
Bruttozeit: 53:17:00

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Tag 11 – Die Heimreise

Keine Vorkommnisse, außer dass wir uns bei Pisa verfahren und dadurch die Stadt umrundet haben. Abschlussbemerkung von Erich: „Man hat gesehen, dass alle über den Winter ihre Hausübungen gemacht haben.“ Dem ist nichts hinzuzufügen, denn es hatte ja niemand Probleme, die gar nicht so kurzen Distanzen zu überstehen.

Autor: Thomas Gössl, http://come.to/gloms

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