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IRONMAN Känten Austria 2006

Einen Traum erleiden
Michi Schiffers ganz persönliche Geschichte

 

einen traum erleiden- kärnten ironman 2006
vorab die nüchterne analyse des folgenden: wenn einem die felle davonschwimmen, versucht man krampfhaft, sie festzuhalten, oder ihnen mit gesteigertem tempo nachzuschwimmen, um ihrer doch noch habhaft zu werden.
wenn ich mir die zwischenzeiten des ironman 06 so anschau, ist es vielen im rennen so gegangen,vor allem am letzten drittel der radstrecke.... - ich hab das schon im training erledigt.....

die ganze geschichte:
2002   beschloss ich, triathlon zu meiner sportart zu machen. ein radsplit zwischen langbrandtner und frühwirth beim krems-tria, zarte ansätze eines läuferischen revivals und der arrogante gedanke, dass ich einen durchschnittsschwimm schon derlernen werd, ließen hoffen.
in podersdorf finishte ich in 9:44, allerdings mit dem kleinen schönheitsfehler, dass ich im seichten wasser mehr gegangen als geschwommen bin. daher der schwur: in ein paar jahren pack i des in klagenfurt a......!

2003  isses natürlich noch zu früh, die schwimmentwicklung braucht schon ihre zeit - wenn i a talent wär, hätt' ma des scho früher bemerkt.

2004  beim schwimmen geht's zäh her, außerdem merk ich, dass einem auch beim radlfahren was wehtun kann. nach einem intensiven frühjahr findet die sommersaison fast nicht mehr statt.

2005  bin ich zum ironman angemeldet, nach 5x krank und 3x verletzt  nehme ich allerdings den letztmöglichen stornotermin wahr. ab sommer geht's dann wieder ganz gut, ich erkenne allerdings, dass die alten radleistungen nicht selbstverstänlich sind, beim laufen is das ja schon lang so.
beim schwimmen fühle ich mich erstmals richtig wohl, allerdings auf vergleichsweise becheidenem niveau. jetzt kauf ich mir einen neopren....

heuer..... hab ich nicht storniert. weil es vielleicht die letzte chance ist, versuch ich, es durchzuziehen.

ischiasähnliche attacken im frühjahr verhindern ein gutes radtraining, auch der waldviertler eisenmann in  litschau fällt einer solchen zum opfer. auch fällt auf, dass ich jetzt auch von den radleistungen in der vergangenheit spreche, nicht nur von den läuferischen....

doch dann, 4 wochen vor dem ironman, ist sie da, die form: nur halt in jeder disziplin mit einschränkungen: das schwimmen ist für meine verhältnisse okay, im vergleich mit der konkurrenz ist allerdings im ironman nicht mehr als 1:15 bis 1:20 drin. am rad bin ich zwar net schlecht, aber noch lang net so gut wie vor ein paar jahren und im laufen fühl i mi zwar wohl,aber mit den wenigen trainingskilometern is a marathon halt a weltreise....

also versuche ich, mit gezielten trainingseinheiten in all diesen punkten noch gegenzusteuern - in 2-3 wochen kann sich formmäßig noch viel tun,und wenn ich mal drauf bin, halt ich erfahrungsgemäß viel aus. die trainings verlaufen zufriedenstellend, nach dem letzten bin ich allerdings ziemlich erledigt. daran ändert sich trotz allem regenerativen bemühen länger nix.

 
5 tage vor dem IM noch ein neopren-test uber die volle schwimmdistanz, danach schwindelig, kotzig, verkühlt.

3 tage vor dem start: ein letzter versuch des "ausputzens", am zustand ändert sich allerdings nix.

freitag......unverändert - tag der abreise, leicht erhöhte temperatur, depression macht sich breit - ich weiß, dass ich mich abgeschossen hab (okay, an infekt kannst jederzeit einfangen, aber bei übertraining iss' halt wahrscheinlicher). soll i überhaupt fahren???? andrea redet mir zu (vielleicht mehr nur im kopf, noch 2 tage zeit etc.....) also fahren wir. 

samstag........drehe ich vor dem einchecken noch eine radrunde mit andrea. als ich am rupertiberg schwierigkeiten habe, ihr zu folgen, schmeiß ich vor frust mein radl in den graben - arme andrea.

mir geht's dreckig - in jeder beziehung....soll i einchecken????? im zweifelsfall: ja- es san scho wunder passiert. daheim im quartier geht's ma wieder gut, aber das fieberthermometer versetzt mir einen tiefschlag..... 

sonntag-renntag       beim aufstehen geht's so halbwegs, die erwartungshaltung is sowieso schon auf überleben zurückgeschraubt, also auf zum start. mit andrea werden noch alle möglichen szenarien des aufgebens besprochen und dann ab in den neopren -

startschuss - nach ungefähr 1 minute schwimmen is mir so schlecht, dass ich ein paar brustzüge mach, dann sogar retour - i scheiß drauf. ich stell mir vor, was ich jetzt für eine tolle attraktion ich jetzt für den platzsprecher werde und versuche es nochmal in wettkampfrichtung. jetzt sind nur wenig leute um mich und ich seh zwar 50 yachten, aber keine boje. also grad raus in den see, das gibt's doch nicht, dass ich nix seh......immer wieder brusteinlagen, und irgendwann sehe ich dann einen mittelblauen tropfen mit rotem luftballon, das soll wohl die erste boje sein, 1500 meter im see ohne weiteren anhaltspunkt.... geschafft, jetzt kommt a bisserl rhythmus rein, die nächste boje soll ja schon nach 300m sein, is sie aber nicht....wieder hilflose brusteinlagen, blinzeln gegen die sonne, nach ~ 700 metern das nächste blaue ding, der lendkanal in sicht, die kraft ziemlich am ende. im vergleich zu meinen konkurrenten der letzten zeit wäre meine einschätzung schon richtig gewesen, so wurden es halt 1:30

am rad......merke ich bald, dass das, was ich so gewohnt bin, sicher net geht, also easy going.
leut anschaun beim überholen, insgesamt 1000 auf der radstrecke
nach ~70km der nächste störfaktor: das vorderrad beginnt zu eiern, ich kann kaum noch wiegetritt bzw kurven fahren. also wird alles noch passiver - wie sich später herausstellt, haben sich 7 meiner 20 speichen am neuen vorderrad so gelockert, dass man auf ihnen bassgitarre spielen kann. gottseidank geht sich's bis ins ziel aus.
beim laufen geht's am anfang sehr gut, ich laufe bewusst langsamer als ich könnte, trotzdem wird es ab km 7 dann noch langsamer. den rest verbringe ich mit gel nachfüllen, anschütten, tratschen auf englisch und rechnen, denn unter 11 stunden will ich schon bleiben, geht relativ locker...

resumee: wenn ich mich im training nicht abgeschossen hätte, eventuell dadurch keinen infekt eingefangen hätte, wären da immer noch die für mich ungewohnte situation beim schwimmen und die speichensache gewesen. zusammen mit dem wind auf der radstrecke hätte es wohl auch so nicht unter 10 stunden gereicht, so hatte ich den frust halt schon vorher und einen relativ bequemen wettkampf.

ob es einen erneuten versuch geben wird, kann ich noch nicht beurteilen.
vielen dank für die geduld beim lesen!

michi schiffer

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