Burgenland Extrem
Mittlerweile laufe ich bereits seit über 10 Jahren und habe mich über die Jahre in das Laufen von Ultradistanzen verliebt. Besonders reizvoll finde ich jene Distanzen über 100 Kilometer. Man taucht dort in Sphären ein die man mit Worten eigentlich kaum noch beschreiben kann. Dieses Jahr tauchte ich bereits im Jänner beim Burgenland Extrem in besagte Sphären ein.
Da der Start für den Burgenland Extrem bereits um 04:30 Uhr im beschaulichen Ort Oggau im Burgenland fiel hatte ich mir ein Zimmer in Rust genommen. Leider waren die Quartiere in Oggau im Herbst des Vorjahres bereits komplett ausgebucht. Am Donnerstag, am Tag meiner Anreise, hatte ich mir in Oggau bereits die Startunterlagen abgeholt. Danach ging es weiter nach Rust in mein Hotel.
Da bereits um 02:00 Uhr in der Früh der Wecker läutete versuchte ich zeitig schlafen zu gehen. Die Aufregung vor dem Lauf war jedoch zu groß und so war ich bereits vor dem Wecker wieder wach und froh dass die Nacht um war. Im Hotel gab es - extra für die TeilnehmerInnen des Events - Frühstück. Danke an das Hotelpersonal für diesen Support! Das ist auf keinen Fall selbstverständlich.
Um 03:20 Uhr holte uns der Bus vorm Hotel ab und knapp eine viertel Stunde später waren wir bereits in Oggau. Die Stimmung im Startbereich war gut, aber bei Temperaturen um die null Grad eine knappe Stunde auf den Start zu warten war zäh.
Nachdem der Startschuss fiel ging es hinein in die Dunkelheit. Ein Szenario das ich durch meine vielen morgendlichen Trainingseinheiten der letzten Woche bereits gut kannte. In Balf (Ungarn) war der erste VP erreicht. Danach entpuppte sich der Tag zu einem wunderschön sonnigen Jänner-Tag. Es war fast schon ein wenig kitschig.
Nach knapp 50 Kilometern hatte ich wieder Österreich erreicht. Mein Plan die ersten 50 Kilometer unter 5 Stunden zu laufen war mir gelungen. Nach 60 gelaufenen Kilometern ging es in den als "Hölle" bezeichneten Abschnitt zwischen Illmitz und Podersdorf. Bis dorthin hatte ich knapp 6 Stunden gebraucht.
Ab nun begann das Taktieren wie langsam ich nun weiterlaufen könnte um mein Ziel - in 12 1/2 Stunden um den See zu laufen - zu erreichen. Immerhin waren es noch 51 Kilometer bis in Ziel und mir wurde bewusst dass dies noch verdammt lange dauern würde.
Ich beschloss daher auf Gehen und Laufen umzustellen da mir die Kraft zum konsequenten Weiterlaufen schon etwas gefehlt hatte. Und so ging es weiter bis Podersdorf. Dort gab es in einem Restaurant am Strand einen weiteren VP. Ich möchte an der Stelle nur der Fairness halber erwähnen dass es natürlich auch noch weitere VPs zwischen Balf und Podersorf gab!
Die Pause in Podersdorf tat richtig gut. Obwohl ich in der Sonne immer wieder mal richtig geschwitzt hattee war die Wärme im Lokal angenehm. Außerdem konnte ich mich nach ca. 80 gelaufenen Kilometern kurz mal setzen. Was war das für eine Wohltat für die Beine.
Von Podersdorf ging es im Laufschritt weiter nach Weiden am See. Von dort marschierte ich nach Neusiedl wo es in einer Schule warmes Essen gab. Ich ernähre mich zwar bei solchen langen Distanzen bevorzugt mit süßem Essen. Aber die Frittatensuppe war eine willkommene Abwechslung.
Eigentlich hätte ich mich in Neusiedl mit Peter treffen wollen. Sein Plan war es mich am Fahrrad bis ins Ziel zu begleiten. Da ich aber zu schnell unterwegs war änderte er seinen Plan und wir liefen gemeinsam von Purbach bis ins Ziel. Mittlerweile war ich emotional und körperlich ziemlich durch den Wind. In Jois überrumpelten mich meine Emotionen und mir schoss es die Tränen in die Augen. Wie gesagt, Ultraläufe können einen schon in andere Sphären bringen.
Ich kann es nur schwer in Worte fassen wie froh ich war als ich in Purbach auf Peter traf. Immerhin war ich seit 10 1/2 Stunden alleine unterwegs. Es war einfach nur ein herrliches Gefühl ihn an meiner Seite zu haben und er mich die letzten knapp 15 Kilometer ins Ziel begleitete. Solche Freundschaften kann man nicht kaufen!
Frohen Mutes ging es nun auf der Zielgerade Richtung Oggau. Es war der sprichwörtliche Wettlauf gegen die Zeit. Phasenweise schloss ich die Augen und lief einfach nur mehr wie in Trance um meine gewünschte Zielzeit noch zu schaffen.
In Oggau steigerten wir nochmal das Tempo. Peter hatte mich bereits zuvor vor der langen Ortschaft gewarnt. Und tatsächlich schien in diesem Moment diese Ortschaft die Dimension eine Großstadt zu haben.
Mit letzter Kraft und eisernem Willen lief ich die Haupstraße hinauf Richtung Ziel. Nach 12:27:28 war der Burgenland Extrem für mich geschafft!