Soda, hier ist er:
Wien-Passau, die legendäre Strecke für jeden Rennradfahrer, spukt in meinem Gehirn seit 22 Jahren herum.
Damals kaufte ich mir mein erstes (gebrauchtes) Rennrad (Stahlrahmen, Shimano 105 6-fach mit Rahmenschalthebeln).
Immer wieder dachte ich daran, was ist besser W-PA oder PA-W?
Meistens herrscht ja Westwind, in letzter Zeit (nach meiner Beobachtung so die letzten 10 Jahre) auch immer öfter Ostwind.
Wie kommt man nach Passau (Auto? Zug? Mit oder ohne Übernachtung? Mit Unterstützung oder alleine), dasselbe Problem in die andere Richtung.
Irgendwann fiel es mir dann wie Schuppen von den Augen: Warum nicht rauf und runter IN EINEM?
Verrückter Gedanke, daher wert, weiterverfolgt zu werden.
Da ich ein rational denkender Mensch bin stellte ich die Vor- und Nachteile kritisch gegenüber:
Nachteile:
• Es ist sehr weit
• Man wird kaum jemanden finden, der da mitmacht
• Der Erfolg ist nicht garantiert
Vorteile:
• Man erspart sich die An- und Abreise-Logistik
• Man braucht keine externe Unterstützung
• Es ist sehr weit
Heuer im Winter dann mein Outing:
Ich beschrieb mein Vorhaben auf der Homepage meines Vereins FREE EAGLES Fun Racing Team und bot an, mich zu begleiten, wenn das wer will.
Dort sind auch etliche Verrückte unterwegs, darum hatte ich keine Angst, nicht ernst genommen zu werden. Jetzt gab’s natürlich kein Zurück mehr…
Auch in meinem sonstigen Bekanntenkreis machte ich Werbung, kam aber relativ rasch dahinter, dass den meisten Leuten eine Strecke genügt.
So entstand die Idee, wer will soll Wien-Passau mitfahren, und von Passau mit meinem Auto nach Wien zurück fahren, falls sich wer findet, der genau das Umgekehrte macht. Und so kam es dann auch.
Manfred und Pepi vom Radclub Bank Austria, mit dem ich schon sehr lange bei Rennen und Trainingslagern verbunden bin, wollten mich von Wien nach Passau begleiten.
Georg ist ein Arbeitskollege von mir, dem hab ich das beim Mittagessen erzählt, und ihm war sofort klar, dass er da dabei sein wird (von Passau heim), und mit ihm sein Trainingspartner Adam.
Und im Verein fand sich noch Jürgen, der auch die komplette Strecke mitfahren wollte.
Die Vorbereitung verlief zwar nicht wie geplant, mit 2 Wochen Mallorca im März, sondern ich musste während der „Ausgangssperren“ heimlich trainieren, sprich immer in der Nähe bleiben, um zB. nach 5 Stunden oder so, sagen zu können: „Herr Inschpekta, I bin grad erst wegg’fahrn.“
So ging sich bereits im März ein 160er aus (hab ich außer im Süden noch nie im März zusammen gebracht), ein paar 200er und drei Wochen vor dem Start ein nächtlicher 300er (
bikeboard.at/Board/showthread.php?257891-300-durch-die-Nacht ).
Am 4.Juli (Independence Day) war es dann endlich soweit. Ich wusste: Des wird a Feiatog fia mi.
Um punkt 21:00 starteten Jürgen und ich, unter Support von Manfred und Pepi in Wien 19.
Es ging erst mal den Donauradweg (DRW) am rechten Ufer bis Melk.
Dort übersetzten wir zum ersten mal, um am linken Donauufer weiter zu fahren. Nach kurzer Zeit war der Weg mit grauslich scharfkantigen Steinen übersäht, mal mehr, mal weniger, sodass wir uns entschlossen, den DRW zu verlassen.
Da es nunmehr bereits weit nach Mitternacht war, war es auch verkehrstechnisch kein Problem, auf der Bundesstraße zu fahren. Da geht auch was weiter.
Bis bei km 125 die Troubles begannen. Double Snakebite um 2 in der Früh kann einem die Stimmung schon ein bisschen vermiesen, trotz Vollmond.
Da auch die Behebung des Schadens nicht ganz flüssig von statten ging, begann ich etwas zu frieren (dünnes langes Trikot war wohl etwas zu wenig).
Ein Unglück kommt ja selten alleine, daher war der weitere Verlauf der Fahrt gekennzeichnet durch eine Vielzahl an ungeplanten Stopps, teils biologisch bedingt, Details erspare ich Euch gerne.
Schlussendlich erreichten wir Passau gegen 10 Uhr, etwas später als angenommen, Entschuldigung Georg und Adam, dass Ihr warten musstet. Übergabe des Autos, montieren der Räder auf den Radträger, Versorgung und kurzes Frischmachen (kurzes Trikot ab jetzt, es könnte warm werden). Und ab geht’s Richtung Wien. Die „frischen Pferde“ und der Westwind garantieren ab jetzt ein flüssiges Weiterkommen, Wetter ist auch perfekt, vergessen ist das Frieren in der Nacht. Richtiggehend angenehm, vorläufig halt.
Gegen Mittag sind die Restwolken verflogen, pralle Sonne jetzt, gegen die nichts hilft, außer Trinken, Trinken und natürlich Trinken. Was ich in der Nacht zu wenig tat (3 Flascherln für die ersten 300 km), tat ich jetzt mutmaßlich zu viel, vor allem dieses Zuckerwasser (Sportdrink). In Verbindung mit ausreichen Essen (diese grauslichen Riegel) wurde mir einigermaßen schlecht, und heiß, sodass ich ca. bei km 380 meinen Tiefpunkt erreichte. Aber kaltes, klares Wasser (Soda und Leitung), Fritattensuppe und große Mocca brachten Verdauung, Kreislauf und vor allem Stimmung wieder in die Höhe. Tiefpunkt überwunden, jetzt gings nur noch um Weiterfahren, Weiterfahren, Weiterfahren, immer am Hinterrad von Adam oder Georg. Super gemacht, danke Jungs.
Auch die ärgste Hitze geht irgendwann vorbei, wenn der Abend dämmert, es konnte also nur besser werden.
So erreichten wir um 23:30 Wien 19, den Ausgangspunkt dieses etwas anderen Wochenendausflugs.
Strecke: 602 km Fahrzeit Netto 21:43 entspricht einem Schnitt von 27,7 km/h
Mein Dank und Hochachtung den Mitstreitern, und: ja, es geht!